Thema: Sexuelle Gewalt gegen Frauen 22.05.11 16:07 (63)
Ein langer Leidensweg
Sexuelle Gewalt gegen Frauen tritt in den unterschiedlichsten Erscheinungsformen auf. Nach wie vor ist sie Bestandteil des Alltags.
Nach wie vor werden Frauen vorwiegend über ihre sexuelle Attraktivität, ihre Anziehungskraft und ihre Verfügbarkeit für Männer definiert. Dies zeigt sich nicht zuletzt in der Vermarktung des weiblichen Körpers - zum Beispiel in der Werbung, in den Medien, in der Pornografie und in der Prostitution.
Deutlicher noch als in den genannten Bereichen offenbaren sich sexualisierte Gewalthandlungen jedoch in anzüglichen Bemerkungen, in Blicken, in sexueller Belästigung am Telefon und am Arbeitsplatz. Hinzu kommen exhibitionistische Handlungen, anale, orale und vaginale Vergewaltigungen sowie das Zwingen zu sogenannten sexuellen Praktiken.
Frauen erfahren sexuelle Gewalthandlungen in und außerhalb der Ehe/Partnerschaft/Freundschaft auf Straßen, in Gaststätten, Tanzlokalen, Parks, Wohnungen, Dienststellen, am Arbeitsplatz sowie in öffentlichen und privaten Verkehrsmitteln. Häufig finden die erlittenen Demütigungen und Erniedrigungen eine Fortsetzung, wenn betroffene Frauen anderen von ihrem Leidensweg berichten. Während sie Unterstützung und Verständnis erwarten, werden sie nur mit Ignoranz, Bagatellisierungen, Misstrauensbekundungen und Vorurteilsäußerungen konfrontiert. Dabei sind die Verletzungen nicht nur physischer, sondern in fast allen Fällen vor allem psychischer Art und damit ganz besonders schwer zu heilen.
Viele der genannten Erscheinungsformen sind nach dem derzeit geltenden Recht strafbar. Zudem wurde durch die Änderungen des Sexualstrafrechts im Juni 1997 auch die Vergewaltigung in der Ehe neu bewertet. So erfuhr der bisherige Anwendungsbereich der §§ 177 - 179 StGB (Vergewaltigung, sexuelle Nötigung und Missbrauch Widerstandsunfähiger) eine Ausdehung auch auf den ehelichen Bereich. Ungeachtet dessen hat die Änderung der Rechtsnormen allein noch keinen grundlegenden Einfluss auf die Einstellung und das Bewusstsein der Gesellschaft. Um der sexualisierten Gewalt langfristig entgegenzuwirken, bedürfen die vielerorts gängigen Leitbilder, Werte, Vorurteile und Mythen einer intensiven Überprüfung und Wandlung.
http://www.polizei-beratung.de/themen-und-tipps/sexualdelikte/sexuelle-gewalt-gegen-frauen.html-