Von vielen Tränen, Freude und Menschen, die meine absolute Hochachtung haben
möchte ich - zurück aus der Türkei - berichten.
Der Besuch bei Fatos war lange überfällig, die Versorgung meiner Hundis kurzfristig sichergestellt und somit Hals über Kopf gebucht und losgeflogen .
Fatos stand brav am Flughafen mitsamt Schwester Zehra, die sich einen rostigen Nagel durch die Hand gestossen hatte und am nächsten Tag mit einer Blutvergiftung ins KH musste...... Nachdem Fatos auf das Auto ihres Schwagers (Mann ihrer Schwester) angewiesen ist, fiel sie somit stundenlang aus...... .
Im Hotel warteten TA Sefa mit Ehefrau Gülcan - ein megatolles Paar, dass wirklich weiss, was Tierschutz auch in der Türkei heissen kann und Saadet, die Schwester unserer Sophie zum Übersetzen. Nach einer kurzen Lagebesprechung für Freitag kamen wir alle zu dem Entschluss, bei Basri und seinen Hunden mit der aus dem Ärmel geschüttelten Kastra-Aktion zu beginnen (eigentlich war sie für 1-2 Wochen später geplant gewesen, uneigentlich hätte ich dann niemanden zur Betreuung meiner Hunde gehabt! ).
Freitag vormittags hatte ich mit Saadet noch Nebihan und ihre 3000 Hunde in Menderes besucht - wau - die Kraft, Energie und das Herz dieser Frau hätte ich gerne!!! Murat, ihr TA wird demnächst auch bei Fatos daheim vorbei kommen und unsere Tiere dort behandeln. Auf dem Weg zu Basri läutete Saadets Telefon, Sefa rief total entsetzt an. Er könne hier unter diesen Umständen auf keinen Fall kastrieren, die Tiere würden es NICHT überleben!!! Also nix warten auf den Bus, her mit dem Taxi und los zu Basri.
Noch nie in meinem Leben hat mich ein Mensch so berührt, wie Basri und sein Hunderudel. Der 75-jährige Mann lebt mit seinen Tieren ohne fliessend Wasser, Strom oder jeglicher anderer Hilfe auf dem BERG!!! Nicht auf einem Hügel, nein, auf einem BERG! Es geht stetig aufwärts auf einer Schotterstrasse, bis man dann abbiegt, durch ein Stückchen Waldboden fährt bis zu der kleinen Anlage, in der er lebt. Es war früher einmal ein schönes Anwesen, bis der Grundwasserspiegel vor 15 Jahren oder länger soweit gesunken ist, dass eine Förderung unmöglich wurde. Damals hatte der Besitzer dort aufgegeben und zog weg. Nun hat Basri dort einen "Wasserwagen" stehen, der ab und an gefüllt wird. Er lebt in einem Zimmer ( nein, ich habe keine Fotos gemacht, zuviel Ehrfurcht vor diesem Menschen haben mich davon abgehalten) und gibt wirklich sein ganzes Leben für die Hunde. Der Bäcker aus dem nächsten Dorf bringt einmal in der Woche das alte Brot, Hühnerreste oder etwas für sich selbst muss er zu Fuss holen. Wie lange der Weg ist? Ca 7km........ Zum Teil schwer bepackt kehrt er bergauf zurück zu seinen gliebten Tieren. Er besitzt einen kleinen Gaskocher, einen Kühlschrank, damit kein Ungeziefer an das Essen (wenn welches da ist) kommt, ein Bett und die Kleider, die er trägt. Die Zustände waren derart schlecht, dass Sefa sich nicht traute, dort zu kastrieren (man stelle sich einen seit Jahren nicht mehr geputzten Raum vor.....). Fatos war mit Zehra im KH in Izmir und wir völlig überfordert mit der Situation bis - ja bis eine liebe Freundin kam, die gerade ihren neuen Ausweis in Izmir machen liess und uns kurz sehen wollte. . Sie sah das Elend, spricht supi türkisch, packte mich ins Auto und los ging es! Wir kauften allen Vorrat an Chlorex, Küchenrollen, Putzlappen und Schwämmen auf, die wir in 3 Minisupermärkten finden konnten. Putzaktion beendet, Sefa war zufrieden und los konnte es gehen mit der Kastration.
Ähm - naja..... Von uns liessen Basris Hunde sich NICHT anfassen!!! Sie folgen ihm, stumm, ohne Worte.... Basri steht auf, dass Rudel folgt. Er setzt sich nieder, die Hunde scharen sich liegend um ihn...... Er hat uns Hündin für Hündin gebracht und somit konnten wir trotz aller Widrigkeiten 80% der vorgenommenen Kastras schaffen.
Alleinig 3 Rüden und 3 hochschwangere Hündinnen (das wäre gegen Sefas Glauben gewesen) mussten wir bis Herbst zurück lassen. Basri wurde von 2 Rüden beim Setzen der Narkosespritze gebissen..... Nächstes Mal wird die Betäubungspistole mitkommen müssen .
Ein Bauer unten aus dem Dorf brachte mit dem Traktor eine verendete Kuh für die Hunde. Dieses verwesende und gärende Tier liegt nun ca 200 Meter vom Haus entfernt, sicher keine Lösung. Wir wollten sie vergraben, aber auf dem steinigen und harten Boden hatten wir keine Chance!
Von 2 lieben privaten Spendern durften wir Basri 150€ in bar geben und haben 80kg Futter sowie einen vollen Kühlschrank dagelassen am Freitag.
Als Basri das Geld von Saadet übergeben bekam öffnete er seine Jacke, holte eine zerfetzte Plastiktüte hervor, die mit einer Sicherheitsnadel am Jackeninneren festgesteckt war (sein ganzes Hab und Gut, nicht mehr lesbare Dokumente) und fummelte einen 5-TL-Schein hervor. Er stammelte "guck mal, ich hab für Mai doch noch ganze 5 TL" (= 2,50€). In dem Moment liefen bei mir nur noch die Tränen. Dieser gütige, liebevolle und so bescheidene Mensch hat mich vieles gelehrt. Wenn man sie lange genug sucht, dann findet man sie vereinzelt noch, die Menschen, die nichts Arges im Herzen tragen.
Basri betreut seine ersten Mädchen, die aus der Narkose kommen....
Sefa schleppt Hundefutter für das Rudel
Die Überreste der toten Kuh...
Claudi richtet den Brotzeittisch (Stühle gibbets nicht...)
Sefa bei der Vornarkosesetzung
Sefa mit Ehefrau beim Kastrieren
Saadet übergibt Spenden
Basris Habseligkeiten
Saadet hilft mit
Einzige Chance um Basris Hunde zu streicheln , aber DIE hab ich genutzt, stundenlang
Dieser Bericht ist von Forums- Mitglied Birgitta
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